2024-12-28 –, Stage HUFF
Language: Deutsch
Schon die neue Bahncard in der App integriert und dabei erfolglos versucht, dem Tracking auszuweichen?
Digitalzwang kostet: Und zwar uns, den Nutzer:innen von Diensten von Unternehmen, Behörden, oder anderen Anbietern (auch du, Deutsche Bahn!). Dabei ist es weniger ein Problem, ob digitalisiert wird, sondern wie. Ich argumentiere, dass mit der fortschreitenden Digitalisierung eine Bringschuld von Anbietern auf die einzelnen Verbraucher:innen übertragen wird.
Betroffene von Digitalzwang erfahren dabei höhere Kosten in ihrem Alltag: Sie müssen mehr Geld ausgeben, um einer Datenabgabe zu entkommen, oder brauchen mehr Zeit für Dienstleistungen, weil diese sie ausschließen. Dabei reicht der Rahmen über die vermeintlich Technik-feindlichen Senioren weit hinaus, und betrifft arme, körperlich behinderte, oder Datenschutz-affine Menschen genau so.
Digitalcourage hat bereits beim Fireshonks 2022 ein Best-Off ihres Digitalzwangmelders vorgestellt. Ich habe jetzt eine Übersicht aufgebaut, um das Problem zu visualisieren. Durch die Analyse von Forschungsinterviews mit Betroffenen zeige ich, wer von Digitalzwang betroffen ist, in welchen Formen Digitalzwang auftritt, und welche Auswirkungen er auf ihr Leben hat. Dabei zeige ich, dass der Digitalzwang in seinen verschiedenen Facetten mehr ist als nur „unangenehm“: Er wirkt als Brennglas für bestehende Probleme und führt zu Ausgrenzungen und Einschränkungen.
Computer können das Leben verbessern. Digitalisierung macht viele Prozesse schneller und leichter umsetzbar, zumindest in der Theorie. Was aber, wenn man gar keinen Zugang zu digitalen Angeboten hat, oder ihn aus Sorge von Datenmissbrauch ausschließen muss? Armut, Behinderung, fehlende Umgangserfahrung oder eine hohe Datenhygiene führen dazu, dass Menschen sich im Alltag einschränken müssen, weil ihnen der Zugang zu einem Gut nicht offen steht. Das geht los bei Rabattaktionen im Supermarkt und geht bis zu Einschränkungen in der Mobilität – die Deutsch Bahn lässt grüßen.
Ich zeige, in welchen Bereichen des Lebens Digitalzwang auftritt und wie vielseitig er sich gestaltet. Hierfür habe ich Forschungsinterviews mit Menschen geführt, die sich von Digitalzwang betroffen sehen. Im Gespräch habe ich erfahren, mit welchen Formen des Zwangs sie konfrontiert waren und wie schwer diese Eingriffe waren. Dabei zeigt sich, dass Digitalzwang zwar ein Problem für sich ist, jedoch oft intersektionell wirkt: Armut, Behinderung oder fehlende Bildung werden durch eine exklusive Digitalisierung noch verstärkt.
Digitalzwang ist damit nicht nur unangenehm, sondern wird in vielen Fällen zu einem Human Security-Problem. Dieses Konzept geht davon aus, dass Sicherheit nicht nur die Abwesenheit von Gewalt ist, sondern ein Zustand, indem sich Menschen frei entwickeln können. Ein Ausschluss aus einer Gesellschaft oder eine Beschränkung im eigenen Leben wirken diesem Zustand entgegen. Anhand der Beispiele, die ich durch die Interviews gesammelt habe, zeige ich, wie die Auswirkungen von Digitalzwang diese Probleme erzeugen können.
Dabei müssen wir uns die Frage stellen, wie wir mit der Digitalisierung umgehen wollen. Um dabei nicht ganz im Pessimismus zu versinken, gehe ich auch auf positive Beispiele ein: Wo wird gut und nutzerfreundlich digitalisiert?
Von Hause aus komme ich aus der Sicherheitsforschung und Internationale Beziehungen. Aber Sicherheit geht nicht erst bei Staaten los, sondern bei uns Einzelnen. Ich will zeigen, dass man dezentral, aber vernetzt Akzente setzen kann: Wir sind nicht allein, aber wir müssen unsere Verbündeten finden.
Presenting with a background in security studies and international relations. But security does not start at a state level but rather with each of us. I want to show that we can make a difference by working decentralised but connected: We are not alone, but we have to find our allies