2024-12-28 –, Saal 1
Language: Deutsch
Eine wachsende Zahl von Menschen eignet sich ihre empfundene Abhängigkeit von digitaler Pornografie als mystischen Fetisch an – sie konsumieren ihren Konsum. Was ist Gooning, wie hat es sich entwickelt und was kann es uns über unser Verhältnis zu Medientechnologie im weiteren Sinn erzählen?
Pornografie gilt als wichtiger Treiber von Digitalisierung. Ihre Nutzung ist damit auch ein kulturelles Labor digitaler Konsumgesellschaft - aber eines, über das relativ wenig gesprochen wird. Was genau machen Leute eigentlich mit Pornos? Wie Pornos konsumiert werden, gibt mehr als nur Aufschluss über den Stand dessen, was wir “Sexualität” nennen. Menschliches Begehren ist die wichtigste Ressource für technische Entwicklung schlechthin, und in den Lustfarmen der Pornokonsumindustrie findet dieser Zusammenhang nur einen besonders deutlichen Ausdruck.
Dieser Vortrag erzählt die Geschichte einer relativ jungen Form digitalisierter Sexualität rund um Pornografiekonsum: Gooning. Er beschreibt, wie über die letzten zehn Jahre diese Form der Lust an sich selbst eine innige Verbindung mit digitalen Medien eingegangen ist. Und er nutzt dieses Beispiel, um eine weitere Geschichte zu erzählen: eine Geschichte über menschliche und vor allem männliche Körper, die nicht anders können, als das Neue zu begehren – selbst angesichts der unerwünschten Zukünfte, mit denen die technologisierte Welt, von der sie abhängig geworden sind, sie konfrontiert.
Inhaltshinweis Themen: Sexualität, Sucht. Nacktheit im Bildmaterial ist verpixelt. Dennoch nicht empfohlen für Personen unter 18 Jahren.
Arne Vogelgesang ist darstellender Künstler. Mit dem Label internil und unter eigenem Namen realisiert er Kunstprojekte, die dokumentarisches Material, neue Medien, Fiktion und Performance verknüpfen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt seiner Arbeit ist politische Propaganda im Internet, ein ästhetischer Schwerpunkt ist Menschendarstellung unter digitalen Bedingungen. Gegenwärtig ist er Doktorand für künstlerische Forschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien mit einem kannibalistischen VR-Projekt zu Körper, Begehren und Technologie.