Marte Henningsen
Marte Henningsen ist PhD Kandidatin in Philosophie (Schwerpunkt: kritische Technikphilosophie) an der Universität Maastricht. Sie hat zwei Bachelorabschlüsse in Computergestützten Ingenieurwissenschaften und Informatik an der Leibniz Universität Hannover erworben, sowie einen Master in Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück. Ihre Spezialisierung liegt im Bereich Ethik der KI und Technikphilosophie. In ihrem PhD Projekt analysiert sie verschiedene KI Narrative unter Anwendung von Kritischen Theorien.
Außerdem hat Marte einen stark aktivistisch geprägten Hintergrund, beispielsweise durch Engagement bei der Klimabewegung FFF sowie verschiedenster Hochschulgruppen in Hannover und Osnabrück zu Themen wie Feminismus, globale Gerechtigkeit, und Arbeitsstreik. Dabei hat sie stets die Tools, die ihr aus dem technischen Studium zur Verfügung standen, für ihre politische Arbeit genutzt. Beispielsweise indem sie Datenbanken baute, um auf die Geschlechterdisparitäten innerhalb der verschiedenen Statusgruppen an den Fakultäten der Universität aufmerksam zu machen.
Session
Was können die Tools wirklich, was machen sie mit der “Bildung”, und sollten wir dafür Steuergelder ausgeben?
Spätestens seit dem Hype um ChatGPT werden KI-Tools als magische Technofixes für Lehrkräftemangel und soziale Segregation im Bildungswesen angepriesen. Mehrere Bundesländer haben zum Beispiel Flächenlizenzen für alle Lehrkräfte bei dem Hamburger Unternehmen "Fobizz" erworben. Das Unternehmen bietet auf Basis großer Sprachmodelle (meist GPT-3/4) und verschiedener bildgenerierender KIs eine ganze Reihe von Bots sowohl für SchülerInnen als auch für LehrerInnen an: Tools zur automatisierten Korrektur und Bewertung von Hausaufgaben, Chatbot-basierte individuelle Lern-Coaches, Avatare zur Gesprächssimulation ("mit Angela Merkel chatten"), oder Bots zur Erstellung von individualisiertem Unterrichtsmaterial.
Wir haben das Fobizz-Tool zur automatisierten Korrektur von Hausaufgaben und Prüfungsleistungen detailliert unter die Lupe genommen. Funktioniert das wirklich? Wie wirkt sich das auf die Qualität des Unterrichts aus? Kann man LehrerInnen und SchülerInnen guten Gewissens darauf loslassen? – Unsere Antwort ist schockierend eindeutig: nein! Und es ist ein Skandal, dass Steuergelder dafür ausgegeben werden. Im Vortrag berichten wir von frustrierenden Irrfahrten wenn SchülerInnen den Korrekturen des KI-Tools folgen; von quasi ausgewürfelten Bewertungen (nach dem Motto: wenn dir die Note für diese Person nicht passt, drück einfach auf "re-generate"), und von der impliziten Botschaft an die SchülerInnen: Ihr müsst ChatGPT verwenden, sonst könnt ihr nicht gut abschneiden.