Marco Wähner
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in der Abteilung "Research Data & Methods". In meiner Forschung bewege ich mich an der Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaften und Informatik. Ich habe zum Thema politischer Online-Partizipation promoviert und interessiere mich darüber hinaus für Fragen der politischen Soziologie. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Kooperationsproblemen, beispielsweise in dezentralen Netzwerken. Die Deutsche Bahn und Windows haben mich politisiert.
Beitrag
Der Vortrag diskutiert Herausforderungen dezentraler Netzwerke aus soziologischer Perspektive. Als dezentrale Netzwerke werden technische Infrastrukturen verstanden, die nicht von einer zentralen Autorität, sondern verteilt über Instanzen zur Verfügung gestellt werden. Nutzer:innen profitieren von dieser Infrastruktur, nutzen beispielsweise das Fediverse oder das Tor-Netzwerk, ohne zur Infrastruktur beizutragen. Zugleich können dezentrale Netzwerke nur dann bestehen, wenn hinreichende Ressourcen von Personen oder Organisationen mobilisiert werden, um das Netzwerk überhaupt zur Verfügung zu stellen. Dies führt zur originären Instabilität dezentraler Netzwerke, wenn nicht der Weg der Kommodifizierung des Nutzer:innenverhaltens eingeschlagen wird. Aufbauend auf dieser Zustandsbeschreibung, werden Bedingungen erörtert, um Kollektivgüter wie dezentrale Netzwerke organisatorisch (und nicht technisch) herzustellen. Hierzu zählen Partizipation oder die Idee einer öffentlichen Grundfinanzierung. Der Vortrag wird neben soziologischen Ideen und harten Zahlen auch durch eine ordentliche Portion Idealismus zu Fragen der Souveränität und Autonomität in der Digitalisierung motiviert.